1. Einleitung
Wer Handwerkerleistungen in Anspruch nimmt, steht früher oder später vor einer entscheidenden Frage: Abrechnung nach Stunden oder doch lieber ein Festpreis? Die Wahl der richtigen Abrechnungsart hat nicht nur Einfluss auf die Kostenstruktur, sondern kann bei größeren Projekten über mehrere hundert oder gar tausend Euro Unterschied ausmachen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Modelle: die Abrechnung nach Stundenlohn, bei der jede gearbeitete Stunde separat in Rechnung gestellt wird, und den Festpreis, bei dem eine pauschale Summe für die gesamte Leistung vereinbart wird. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile – je nach Art des Projekts, Planungsstand und individueller Risikobereitschaft.
Viele Auftraggeber entscheiden sich vorschnell für das vermeintlich günstigere Angebot, ohne die Abrechnungsform zu hinterfragen. Das kann teuer werden: Wenn beim Stundenlohn kein klarer Zeitrahmen vereinbart wurde oder beim Festpreis wichtige Leistungen fehlen, entstehen schnell unerwartete Zusatzkosten. In diesem Beitrag zeigen wir dir, welche Abrechnungsart sich wann lohnt – und wie du typische Fehler von Anfang an vermeidest.
2. Der Stundenlohn – flexibel, aber mit Risiken
Die Abrechnung nach Stunden ist im Handwerk weit verbreitet, insbesondere bei kleineren Projekten oder bei Arbeiten, deren Umfang schwer vorhersehbar ist. Dabei berechnet der Handwerker jede tatsächlich geleistete Arbeitsstunde zum vereinbarten Stundensatz – zuzüglich eventuell anfallender Material- und Nebenkosten.
Wie wird nach Stunden abgerechnet?
Üblicherweise wird ein fester Stundensatz vereinbart – beispielsweise 60 Euro netto pro Stunde. Die geleisteten Stunden werden in einem Arbeitsnachweis dokumentiert und anschließend abgerechnet. Oft wird zusätzlich die Anfahrtszeit als Arbeitszeit berechnet oder separat ausgewiesen.
Für welche Arbeiten ist das Modell geeignet?
Das Stundenlohnmodell eignet sich besonders für:
- Reparaturen mit unklarem Aufwand (z. B. Leckage orten)
- Kleinaufträge wie das Austauschen einzelner Elemente
- Begleitung bei Eigenleistungen (z. B. Beratung, Unterstützung)
- Restarbeiten oder Ergänzungen an bestehenden Projekten
Vorteile: Transparenz & Flexibilität
Stundenbasierte Abrechnung erlaubt es, auf Veränderungen flexibel zu reagieren – gerade wenn unvorhergesehene Arbeiten notwendig werden. Du zahlst nur für das, was tatsächlich geleistet wurde. Zudem lassen sich einzelne Arbeitsschritte besser nachvollziehen und dokumentieren.
Nachteile: keine Kostenkontrolle bei Mehraufwand
Der größte Nachteil: Es gibt keine feste Kostenobergrenze. Wenn der Aufwand höher ist als erwartet oder Verzögerungen auftreten, kann sich die Rechnung schnell summieren. Ohne genaue Absprache zum Umfang und zur maximalen Arbeitszeit fehlt die nötige Kostensicherheit – und im schlimmsten Fall kommt es zum Streit über die Abrechnung.
3. Der Festpreis – Planungssicherheit mit klarer Leistung
Ein Festpreisvertrag bietet dir als Auftraggeber ein hohes Maß an Kalkulationssicherheit. Du vereinbarst mit dem Handwerksbetrieb einen Gesamtpreis für eine klar definierte Leistung – unabhängig davon, wie lange die Arbeiten tatsächlich dauern oder ob sich der Aufwand leicht verändert.
Wann lohnt sich ein Festpreisvertrag?
Ein Festpreis ist besonders dann sinnvoll, wenn der Umfang der Arbeiten im Voraus gut planbar ist. Typische Beispiele sind:
- komplette Badsanierungen
- Verlegen von Bodenbelägen auf definierter Fläche
- Einbau von Türen oder Fenstern
- Modernisierungsmaßnahmen mit klarer Leistungsbeschreibung
Was ist im Preis enthalten – und was nicht?
Ein gutes Festpreisangebot enthält alle Leistungen, Materialien, Anfahrtskosten und eventuelle Nebenarbeiten, die zur Ausführung gehören. Achte darauf, dass auch mögliche Zusatzkosten – z. B. Entsorgung, Hilfsmittel oder Endreinigung – explizit aufgeführt sind. Fehlen diese Angaben, kann der Handwerker sie nachträglich zusätzlich berechnen.
Vorteile: feste Kosten, einfacher Vergleich
Der größte Vorteil: Du weißt im Voraus genau, was das Projekt kosten wird. Gerade bei größeren Maßnahmen schafft ein Festpreis Sicherheit und Vergleichbarkeit – besonders dann, wenn du mehrere Angebote nebeneinanderlegst. Auch das Risiko unerwarteter Nachforderungen ist deutlich geringer.
Nachteile: weniger Spielraum bei Änderungen
Ein Festpreis bietet wenig Flexibilität. Änderungswünsche während der Bauphase oder ungeplante Zusatzarbeiten sind oft nur gegen Aufpreis möglich. Auch besteht die Gefahr, dass Leistungen eingespart oder nur mit dem geringsten Aufwand erbracht werden, um den kalkulierten Preis zu halten.
4. Abrechnung in der Praxis – typische Beispiele
Ob Stundenlohn oder Festpreis sinnvoller ist, zeigt sich oft erst in der Praxis. Die folgenden Beispiele verdeutlichen, wie sich die Wahl der Abrechnungsart auf den Ablauf, die Flexibilität und die Kostenkontrolle auswirken kann.
Beispiel 1: Reparatur einer defekten Leitung
Ein Wasserrohr verliert plötzlich Druck, die Ursache ist unklar. In diesem Fall ist der Stundenlohn meist die bessere Wahl, da sich der Aufwand erst beim Öffnen der Wand und der genauen Analyse abschätzen lässt. Der Handwerker dokumentiert die Arbeitszeit und berechnet den tatsächlichen Aufwand. Wichtig ist hier eine vorherige Vereinbarung über den Stundensatz und eine ungefähre Obergrenze.
Beispiel 2: Badsanierung mit Festpreis
Eine komplette Badsanierung mit Fliesen, Sanitär, Elektro und Malerarbeiten eignet sich hervorragend für einen Festpreisvertrag. Alle Leistungen werden im Vorfeld detailliert geplant und im Angebot erfasst. Das gibt beiden Seiten Sicherheit – du weißt, was du bezahlst, und der Handwerker kann effizient kalkulieren.
Beispiel 3: Bodenverlegung nach Stunden
Du möchtest einen alten Teppichboden entfernen lassen und stattdessen Vinyl verlegen. Die Beschaffenheit des Untergrunds ist jedoch unklar, und es könnten Ausgleichsarbeiten notwendig werden. In diesem Fall kann eine Abrechnung nach Stunden sinnvoll sein – aber nur, wenn der Handwerker transparent arbeitet und der Aufwand regelmäßig dokumentiert wird.
5. Was sagt das Gesetz zur Preisvereinbarung?
Ob Festpreis oder Stundenlohn – rechtlich betrachtet gibt es klare Vorgaben, wie Preise im Handwerksbereich vereinbart und dokumentiert werden müssen. Grundlage ist das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), insbesondere die Regelungen zum Werkvertrag.
Werkvertrag nach BGB: Stundenlohn als Standard
Nach § 632 BGB gilt: Wird kein Preis ausdrücklich vereinbart, ist die „übliche Vergütung“ geschuldet. In der Praxis bedeutet das: Wenn im Vertrag nichts anderes steht, darf der Handwerker den ortsüblichen Stundenlohn berechnen. Deshalb ist es so wichtig, die Abrechnungsart und den Preis immer schriftlich zu fixieren.
Schriftliche Festpreisvereinbarung erforderlich
Ein Festpreis muss ausdrücklich vereinbart und im Vertrag schriftlich festgehalten werden. Nur dann ist er verbindlich. Fehlt diese Vereinbarung, kann der Handwerker später nach tatsächlichem Aufwand abrechnen – selbst wenn ursprünglich ein Pauschalpreis im Gespräch war.
Wie Nachträge geregelt sein müssen
Wenn es während der Arbeiten zu Änderungen oder Zusatzleistungen kommt, müssen diese vereinbart werden – mit genauer Beschreibung der Leistung und des Preises. Andernfalls besteht das Risiko, dass diese Leistungen am Ende teuer oder doppelt berechnet werden. Auch bei Festpreisverträgen sind Nachträge rechtlich zulässig, solange sie sauber dokumentiert sind.
6. Worauf du bei beiden Abrechnungsarten achten solltest
Egal ob du dich für einen Stundenlohn oder einen Festpreis entscheidest – entscheidend ist, dass alle wichtigen Punkte im Vorfeld klar und schriftlich geregelt sind. So schützt du dich vor Missverständnissen, versteckten Kosten und unnötigem Ärger.
Klare Leistungsbeschreibung notwendig
Die Grundlage jeder fairen Abrechnung ist eine detaillierte Leistungsbeschreibung. Sie sollte klar benennen, welche Arbeiten ausgeführt werden, welche Materialien zum Einsatz kommen und in welchem Umfang. Je genauer diese Angaben, desto besser kannst du Angebote vergleichen – und spätere Diskussionen vermeiden.
Stundenlohn-Angebote mit Zeitrahmen & Obergrenze
Wenn nach Stunden abgerechnet wird, solltest du unbedingt einen geschätzten Zeitrahmen und eine vereinbaren. So hast du mehr Kontrolle über die entstehenden Kosten. Seriöse Betriebe bieten transparente Stundennachweise und informieren dich bei Mehraufwand rechtzeitig.
Festpreisangebote mit vollständiger Kalkulation
Ein Festpreisangebot sollte alle Posten enthalten – von der Anfahrt über die Materialien bis zur Entsorgung. Fehlen Angaben oder sind Positionen nur allgemein beschrieben, frag gezielt nach. Gute Angebote lassen sich auch nachträglich prüfen oder von einem Fachkundigen gegenlesen.
Materialkosten & Zusatzaufwand immer schriftlich festhalten
Auch scheinbar kleine Zusatzarbeiten oder kurzfristige Änderungen sollten immer schriftlich vereinbart werden – idealerweise mit Angabe der Mehrkosten. Das gilt für beide Abrechnungsmodelle und ist besonders wichtig, wenn sich während der Bauphase etwas am Umfang ändert.
7. Tipps für die richtige Entscheidung
Die Wahl zwischen Stundenlohn und Festpreis hängt stark vom Projekt, dem Planungsstand und deiner Risikobereitschaft ab. Beide Modelle haben ihre Berechtigung – entscheidend ist, dass sie zur konkreten Situation passen und schriftlich sauber geregelt sind.
Bei unklarem Leistungsumfang: lieber Stundenlohn
Wenn du nicht genau weißt, wie groß der Aufwand ist – zum Beispiel bei Reparaturen oder Arbeiten im Altbau – ist der Stundenlohn oft die bessere Wahl. Wichtig dabei: Vereinbare eine klare Dokumentation der Arbeitszeit und eine maximale Obergrenze, um die Kosten im Blick zu behalten.
Bei definiertem Ziel & Ablauf: besser Festpreis
Ist das Projekt im Detail planbar – etwa eine neue Küche, ein Carport oder eine komplette Sanierung – bietet der Festpreis klare Vorteile. Du bekommst Planungssicherheit und kannst Angebote einfacher vergleichen. Voraussetzung ist eine umfassende und transparente Leistungsbeschreibung.
Empfehlung: Pauschalpreis mit „Stoppuhr-Funktion“ als Mischform
In der Praxis bewährt sich oft eine Mischform: Ein Pauschalpreis für den planbaren Teil des Projekts – kombiniert mit einem Stundenlohn für unvorhergesehene Zusatzarbeiten. Manche Handwerker bieten eine sogenannte „Stoppuhr-Funktion“ an: Leistungen außerhalb des Festpreises werden nur nach vorheriger Zustimmung stundenweise abgerechnet. Das schafft Flexibilität und Sicherheit zugleich.
8. Fazit
Ob Stundenlohn oder Festpreis – es gibt keine pauschal beste Lösung. Beide Abrechnungsmodelle haben ihre Stärken und Schwächen und sind für unterschiedliche Situationen geeignet. Entscheidend ist, dass du deine Projektanforderungen genau kennst und die passende Form der Abrechnung bewusst wählst.
Ein Stundenlohn bietet maximale Flexibilität, ist aber nur dann empfehlenswert, wenn du Aufwand und Kosten im Blick behältst. Ein Festpreis schafft Planungssicherheit, setzt aber eine klare und vollständige Leistungsbeschreibung voraus. Oft führt eine Kombination beider Modelle zum besten Ergebnis – vor allem bei komplexeren Bau- und Sanierungsvorhaben.
Wer Angebote sorgfältig vergleicht, auf transparente Kalkulation achtet und alle Vereinbarungen schriftlich festhält, spart langfristig nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven. So wird dein Projekt nicht nur planbar, sondern auch erfolgreich umgesetzt.